Am 24.11.2018 war es soweit: Die vier selbsternannten kalifornischen Totschläger gaben sich auf ihrer vermeintlich letzten Tour zum ersten Mal ein Stelldichein in Freiburg. Verantwortlich dafür zeichnet sich Vaddi Concerts, die es in den letzten Jahren geschafft haben auch den ein oder anderen Hochkaräter wie Iron Maiden, die Toten Hosen oder A-ha in die Breisgaumetropole zu holen. Ich hatte die Ehre für das Freiburger Musik Magazin „Amplifier“ https://www.amplifier-magazin.de/ die Bilder das Trashpackage  zu schießen. Die Zusage der Akkreditierungen gingen erst zwei Tage vorher recht kurzfristig ein. Nun hieß es also, Beton in die Gehörgänge der Lauscherchen zu gießen und „Hell Awaits“.

Obituary

Da wir etwas später dran waren und es nur während der ersten drei Songs bei jedem Act gestattet war, vom Fotograben aus die Auslöser zu betätigen, hatte ich bei Obituary nur noch anderthalb Songs die Chance, an vorderster Front die wehenden Matten einzufangen.

Gesundes Haar mit Schwung und Fülle

Seit 1984 sind sie schon dabei, die reifen Männer aus Florida. Auch nach 11 Alben wirkt die Death Metalkombo aus Brandon um die Tardy Brüder nicht müde.

Warm up mit Obituary

Dauergesichtslos Gitarrist Trevor Peres

Abfeiern nach dem obligatorisch finalen Song „Slowly we rot

Ein Begriff sind sie mir schon seit Jahrzehnten, aber den Zugang zu ihnen bekam ich nie, trotz tief gestimmter Gitarren und Midtempo-Rhythmen. Nach meiner Analyse ist es definitiv am eigenwilligen Gesangsstil von John Tardy festzumachen, dass der Zugang mir immer verwehrt war.

Anthrax

Die Mosher von Anthrax aus New York standen aufgrund ihrer melodischer Gesangslinien und Arrangements in meinen Mitzwanzigern hoch in meiner Bewertungsskala.

Anno 1981 gegründet- 11 Alben in der Zwischenzeit veröffentlicht- sicher eine der Bands die sich schon früh für die Zusammenführung von Metal, Rap und Crossover führend zeigten. Seit einigen Jahren wieder mit dem alten neuen Sänger Joey Belladonna vereinigt, legten die New Yorker auch gleich mit Schwung und Power so richtig los. Vor allem der Bassmann Frank Bello fegte von Anfang an wie ein aufgedrehter Duracell Hase über die Bühne.

Energiebündel in Reinform: Frank Bello

Zunächst noch deutlich von der New Wave of British Heavy Metal inspiriert, hatten Anthrax wesentlichen Anteil am Bekanntheitsgrad des Thrash Metal . Anthrax gehören somit inoffiziell mit Metallica, Megadeath und Slayer zu den sogenannten Big 4 im Trashgenre.

Einzig übriggebliebenes Gründungmitglied seit 37 Jahren: Scott Ian

Zwei kühle Blonde für 11 EUR am Bierstand lassen wohl selbst Joey Belladonna etwas irritiert zurück.

Lamb of God

waren als nächstes dran und sozusagen der ultimative Einheizer für den Headliner des Abends. Die Band aus Richmond war das Küken des Abends mit gerade mal 28 Bandjahren auf dem Buckel. Außer dem Bandnamen, den ich irgendwie irgendwo schon mal vernommen hatte, sagte mir die Combo nichts. Aber dennoch hatte ich schon beim Namen das Gefühl, dass es sich hier wieder um gutturale Gesangstechniken (siehe Obituary) handeln könnte.

Sänger Randy Blythe fegte, dass es seines Gleichen suchte, gleich vom ersten Ton an schreiend, hüpfend und springend wie ein Derwisch über die Bühne.

Steil nach oben: Nicht nur das Haupthaar des Lamb of God Shouters stand nie still.

Man merkte, dass es in der Sick Arena sichtlich lauter und vor allem immer heißer wurde. Definitiv ein Verdienst der fünf Musikanten aus Virginia. Auch im Publikum leistete so mancher Nacken mittlerweile richtig Schwerstarbeit.

Die „Pommesgabel“ durfte natürlich nicht fehlen.

Wohl dem, der auch im höheren Alter noch sein Haupthaar tanzen lassen kann.

Schattenmann: Gitarrist Willie Adler

Scream for me, Freibuuuuuurg!

Generationsübergreifend: Das vierer Package lockte jung und mitteljung;-)

Nochmals zurück zu Blythe: Der Sänger wurde im Jahr 2012 vor einem Konzertauftritt in Prag verhaftet. Er wurde verdächtigt, für den Tod eines Fans verantwortlich zu sein. Grund war eine Schlägerei zwischen dem Sänger der Band und einem tschechischen Fan während eines Konzertes in Prag anno 2010. Laut Staatsanwaltschaft soll er den Fan mutwillig von der Bühne gestoßen haben. Dieser stürzte dabei auf den Hinterkopf und verstarb nach mehrwöchigem Koma.

Im Dezember 2012 wurde gegen Blythe in Prag offiziell Anklage wegen Totschlags erhoben. Am 5. März 2013 endete der Prozess mit einem Freispruch. Dem Sänger hätten im Schuldspruch 10 Jahre Gefängnisstrafe gedroht. Blythe kündigte an, das tschechische Justizministerium auf Schadensersatz zu verklagen. In einem Brief an das Gericht wies er darauf hin, den geforderten Betrag zu großen Teilen der Familie des verstorbenen Fans zukommen zu lassen.

Sänger Blyte erinnert mehr an einen alternativen Bewohner einer Wagenburg als an einen Metalhead.

Slayer

Was soll man über die vier Kalifornier noch sagen. Unwiderruflich mit das Ultimativste, was die Metalszene zu bieten hat: Ob das immer noch legendäre Reign in Blood Album, welches bis heute absolut als Meilenstein zu bezeichnen ist oder die charismatischen Persönlichkeiten Tom Araya und Kerry King. Slayer bieten bis zum heutigen Tag das Non plus Ultra an brutalen Riffs, Energie, Rhythmen und Hymnen, die der gemeinen Anhängerschaft alles abverlangen.

Los ging es mit dem Opener „Repentless“.

Für seinen martialischen Style bekannt: Kerry King (Kong)

Aus den zwischenzeitlich 12 veröffentlichten Alben gab es einen bunten Mix, der in die Gehörgänge der Meute gedroschen wurde. Songs wie South of Heaven, Seasons in the Abbys, Hell Awaits, Angel of Death und Reign in Blood wurden von Kerry King und Gary Holt – der seit 2011 die Band bei ihren Liveauftritten unterstützt und seit 2014 festes Bandmitglied ist- heulend und schrill durch die Boxen gejagt. Drummer Paul Bostaph drosch wie ein Berserker auf die Felle seines Drumkids ein, als gebe es kein Morgen mehr umrundet von Arayas charakteristischem Gesang, der durch sein animalisches Schreien bei der hiesigen Fangemeinde Kultstatus genießt.

Etwas ruhiger: Nach einer schweren Nacken OP muss es auch ohne Headbanging gehen.

Guru des Metal, Tom Araya

Für mich sind Slayer immer eine sehr personenabhängige Band gewesen. Durch den Tod von Jeff Hannemann und den erneuten Ausstieg vom „Drumgott“ Dave Lombardo bleibt doch irgendwie ein Gefühl von Wehmut bei mir zurück, trotz adäquatem Ersatz durch Bostaph und Holt.

Impressionen aus der ausverkauften Sick Arena

Live und in Farbe aus der zweiten Reihe

Seit vier Jahren offizielles Member: Gery Holt

Kerry King ganz nah…

…dann fern

und wieder aus der Nähe.

„Hell Awaits“

Gitarrenakrobatik mit Gary Holt

Nach einem intensiven Konzert verabschiedeten sich Slayer mit „Angel of Death“ aus der mit 6400 Menschen gefüllten Arena. Am längsten verblieb Tom Araya vor den jubelnden Massen auf der Bühne. Der Slayer Frontmann nahm minutenlang Abschied von der Freiburger Fangemeinde, schlich von einer Ecke in die andere und genoss offensichtlich seinen ersten und vielleicht letzten Bühnenabgang in Freiburg.

Finale mit etwas Wehmut: Tom Araya vor den Massen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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