Als Reisender- mit Faible für das Urbane- bewege ich mich in vielen verschiedenen Metropolen und verbringe einen beträchtlichen Teil meiner Zeit auch „unter der Erde“.

Jetzt mag man bei U-Bahnhöfen/ Metrostationen vielleicht an unangenehme Dinge wie Menschenmassen, Schmuddel, zwielichtige Gestalten oder gar Gefahren denken. Sicherlich vorhandene Begleiterscheinungen, aber meinen Blick möchte ich bei meiner „Hitliste“ auf die Dinge lenken, die mich in ihrer Ästhetik, in ihrer architektonischen Bauweise und in Kombination mit der Bewegungsdynamik von Bahnen und Menschen beeindruckt haben.

Da ich mich bei meinen Reisen auch „oberirdisch“ zu anderen Zielen hin bewege, kann ich leider nicht alle Bahnhöfe aufsuchen, die es absolut verdient hätten, hier erwähnt zu werden.

Ok, arbeiten wir uns von unten nach oben durch:

 

Platz 5: Metrostation Awtowo (А́втово) St. Petersburg

Dieser ganz besondere Bahnhof gehört der roten Linie 1 an, welche die Innenstadt mit den nordöstlichen und südwestlichen Außenbezirken verbindet. Die Station gehört zu den prunkvollsten Metrostationen in St. Petersburg, wenn nicht sogar der Welt. Wenn man sich in das extrem tiefe U-Bahnnetz der Stadt begibt, sollte man an dieser Station, die im Gegensatz zu den vielen anderen Stationen, nur 12 Meter unter der Erde liegt, definitiv einen Halt einlegen. Beim Ausstieg erwarten einen hier prunkvoll gestaltet, mit Marmor verkleidete Pylonen und Pfeiler sowie eine Vielzahl dekorativer Elemente wie Skulpturen, Kronleuchter, Reliefe und ähnlichem. Es beschleicht einen das Gefühl, mehr in einem Palast der Zarenzeit zu sein, würden nicht im Minutentakt die Züge ein und ausfahren, um die Menschen schnellstmöglich zu ihren Zielen zu bringen.

Untergrundkunst mit viel Glitzer:

Mosaikwandbild, das an die Blockade Leningrads (1941 – 1944) erinnert.

Der Blick nach oben lohnt sich:

Eine Elegant und prachtvoll gestaltete Decke kann das Warten auf den nächsten Zug verschönern.

Die Linie entstand im November 1955 als erste Strecke der Leningrader U-Bahn, wie das Untergrundnetz bis zum Zerfall der Sowjetunion hieß. Die erste Strecke umfasste damals sieben Bahnhöfe. Bis zum heutigen Tag ist die Anzahl auf insgesamt 19 Stationen auf diesem Streckenabschnitt angewachsen.

 

Platz 4: U-Bahnhof HafenCity Hamburg

Die Haltestelle HafenCity gehört der noch relativ jungen Linie 4 an, die vor fünf Jahren mit ihren neuen Haltestellen in Betrieb genommen wurde. Wer in Hamburg verweilt und meint, die U-Bahnhöfe seine nur zum weg fahren da, sollte unbedingt einmal einen Stopp an dieser Station von Hamburgs jüngster Linie einlegen.

Aus dem Inneren der Lichtcontainer, die an der Decke der Station schweben, wechseln in kurzen Intervallen die Farben: War der Bahnhof eben noch in ein tiefes Blau getaucht, so erstrahlt der Tunnel augenblicklich komplett in rot, grün oder orange. An Wochenenden und Feiertagen kann man sich hier untermalt mit klassischer Musik, hier in andere Sphären beamen lassen😉. Durch die dunklen Metallplatten, die an den Seitenwänden und an der Decke angebracht sind, reflektieren die Lichter stimmungsvoll durch den langen Tunnel dieser Station.

Für jeden seine Lieblingsfarbe:

Ob rot, blau orange oder grün, ein außergewöhnliches Farbspektakel erwartet den Reisenden hier.

Zwölf über dem Bahnsteig schwebende Lichtbehälter, die an die Form von Schiffscontainern angelehnt sind, dominieren den 10 Meter hohen und 16 Meter breiten Raum und entfalten eine hohe gestalterische Kraft.

6,5 Meter Länge und 2,5 Meter Breite bemisst jeder einzelne Container. Im unteren Bereich strahlen sie einheitlich in Weiß, um eine ausgewogene Beleuchtung sicherzustellen.

Momentan ist die HafenCity noch Endstation dieser Linie, bis die Strecke- zum noch in Bau befindlichen Bahnhof Elbbrücken- weitergeführt wird.

Als kleinen Tipp kann ich empfehlen die Station in den Vormittagsstunden an Sonn- und Feiertagen zu besuchen. In dieser Zeit hat man den Tunnel fast für sich alleine, was dem Erleben eine ganz besondere Wirkung verleiht.

 

Platz 3: Metrostation Mezhdunarodnaya (Международная) St. Petersburg

St. Petersburg ist- neben Moskau- für seine große Dichte an besonderen U-Bahnhöfen bekannt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Bronzemedaille meiner Favoriten an die Station mit dem fast unaussprechlichen Namen Mezhdunarodnaya geht.

Mezhdunarodnaya gehört der Linie 5 im Metronetz an. Sie wurde als eigenständige Linie 2008 freigegeben, wobei besagter Bahnhof erst 2012 an die Linie 5 angeschlossen wurde.

Ich gestehe, dass ich trotz meiner Vorliebe für nüchterne, klare Gestaltung, mich auf den Besuch dieser Station am meisten gefreut habe, denn die prunkvollen opulenten goldenen Pfeiler stechen einem schon beim Anblick auf Bildern sofort ins Auge.

Getreu dem Motto „mehr ist mehr“ ist dieser Bahnhof auch gestaltet. Wuchtig, glitzernd, bombastisch und schwer wirkt das Interieur der Station. Die vergoldeten Pfeiler spiegeln sich am blank polierten Boden, und am Tunnelende blickt man auf ein aus Mosaike gestaltetes Wandbild, welches den Betrachter staunen lässt.

Mit Faible für das Pompöse:

Tunnelansichten Metro Mezhdunarodnaya

Man sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, die Station zu verlassen und nach oben zu gehen. Da der Bezirk schon etwas weiter außerhalb der Petersburger City liegt, bekommt man nach Verlassen der Station den ganzen „Charme“ postsowjetischer Lebenskultur zu sehen.

Doppelte Wirkung:

Feine Spiegelungen erzielen viel Wirkungskraft.

Wichtig für den Besucher der Petersburger Untergrundbahnhöfe: Das Fotografieren ist grundsätzlich erlaubt. Die Nutzung von Stativ und Blitz ist jedoch untersagt. Trotz dieses Wissens hatte ich anfangs Hemmungen, da ich im Vorfeld auch andere Infos erhalten hatte z.B. vom Personal, die einen trotz offizieller Erlaubnis schnell mal um ein paar hundert Euro erleichtern wollen, da man sich angeblich nicht an die Vorschriften gehalten habe. Aber keine Bange, wie man sieht, bin ich stellenweise auch auf dem Boden gekrochen, ohne dass jemand daran Anstoß nahm😉.

Nach viel opulentem Aufputz geht es zu einer Station, die meiner Vorliebe „weniger ist mehr“ entspricht und es daher auf das zweite Siegertreppchen meines Rankings geschafft hat.

 

Platz 2: U-Bahn-Station Überseequartier Hamburg

 

Der U-Bahnhof Überseequartier gehört ebenfalls zur Linie 4 und ist eine Station vor dem oben beschriebenen Bahnhof HafenCity. Gestaltet wurden die Wände des Bahnhofs mit keramisch beschichteten Glasfliesen, die im klassisch norddeutschen Stil in einem kühlen Blauton gehalten sind. Dieses wunderbare Blau, was mich sofort nach Betreten des Bahnhofs angesprochen hat, ist der Hauptgrund, warum diese Station für mich vor der HafenCity steht.

Nordisch kühl mit konzeptioneller Unterwasserweltenarchitektur.

Die Glasfliesen an den Wänden werden nach unten hin dunkler und sollen dem Fahrgast den Hauch einer Unterwasserwelt vermitteln. Die silberne Deckenverkleidung, die über den Gleisen angebracht ist, sollen den Eindruck einer Wasseroberfläche vermitteln.

Weiter sind die zwei imposant gestalteten Treppenanlagen an der West- und Ostseite des Bahnhofs absolut eindrucksvoll gestaltet. Auch dieser Bahnhof imponiert mit seinen speziellen Installationen, die ergänzend zum optischen einen akustischen Eindruck einer tiefen „Meereswelt“ erwecken. Neben den Fahrtreppen sind an jeder Lichtquelle eckige Lautsprecher angebracht, aus denen Meeresrauschen und andere maritime Geräusche dringen.

Tief geht es hinunter, bis man den (Unter-) Grund erreicht hat.

 

Platz 1: U-Bahn-Station Westfriedhof München

Gerade München ist dafür bekannt, mit die schönsten U-Bahnhöfe Deutschlands zu haben. Wie ich zu Beginn meines Artikels schon angedeutet habe, gibt es hier noch unzählige Stationen im Untergrund, die ich noch nicht besucht habe. Zu diesen sehenswerten Stationen gehören u.a. die Stationen Georg- Brauchle- Ring, Moosach, Candidplatz, das Olympia-Einkaufszentrum, sowie die Station Münchner Freiheit.

Es spricht für sich, dass ich bei meinem letzten Besuch in München die Station Westfriedhof angesteuert habe und es dieser Bahnhof auf mein persönliches Siegertreppchen geschafft hat. Wer die Stufen dieses „Schmuckstücks“ hinunterkommt, bekommt sofort den Eindruck, in eine geheimnisvolle Höhle eingetaucht zu sein. Die rauen Oberflächen der Fassaden sind in einem tiefen Blau gehalten. Zudem ist die Decke mit überdimensional großen Lampenschirmen bestückt, deren Farben im Eingangsbereich mit Resttageslicht in einem tiefen Blauton und in den dunkleren Bereichen des Bahnsteigs in einem warmen Gelb gehalten sind. Trotz der Dunkelheit dieses Bahnhofs lädt dieser Ort zum Verweilen ein und besticht durch seine geheimnisvolle Atmosphäre und Ruhe.

Öffentliche „Felsenhöhle“, die zum Innehalten und Wohlfühlen einlädt.

Helle Bahnsteigflächen, riesengroße Lampenschirme für fantasievolle Lichtstimmungen, kombiniert mit schummrig düster gehaltenen Wänden, sorgen für reichlich Wohlbehagen unter der Erde.

 

 

 

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